Atmung – die Basis für gesunden Gesang

Eine ökonomische Atemtechnik wird oft unterschätzt. Dabei ist genau das die Grundlage für gesunden Gesang.

Stelle dich vor den Spiegel und atme durch den Mund ein.
– Wie atmest du heute?
– Wohin geht die Luft?
– Wie hört sich das an?
– Wie fühlt sich das an?

Falls du dich mit dem Thema noch nie beschäftigt hast, wird dein Körper vermutlich relativ fest sein (Schultern, Bauch, Flanken).
Lediglich der Brustkorb und die Schultern heben sich und das Atemgeräusch ist relativ hoch/hell, richtig?

Hast du dich schon mal gefragt, warum Babys stundenlang schreien können, ohne heiser zu werden? Weil sie von Geburt an richtig atmen.

Säuglinge kommen zur Welt und atmen ALLE „in den Bauch“.
Dann kommt die Gesellschaft und sagt „sitz gerade Kind“ und auch das Schönheits-Ideal schreibt einen flachen Bauch vor.
Und so passiert’s: über die Jahre verlernen wir, den Bauch locker zu lassen.

Das jedoch ist Voraussetzung für eine tiefe Bauchatmung.

Zwerchfell

Sicher hast du schonmal  gehört, dass u.a. das Zwerchfell die Atmung steuert.
Aber was ist das genau?

Du kannst es dir wie eine Art Trampolin vorstellen, dass den Brustraum vom Bauchraum trennt. Es handelt sich hierbei um einen Muskel – dieser kann allerdings nicht bewusst angespannt oder entspannt werden.

Atmest du ein, senkt es sich ab und gibt der Lunge Platz, um sich mit Luft vollzusaugen. Atmest du aus, geht es nach oben und drückt die Luft durch die Luftröhre wieder raus.
Ähnlich wie bei einem Schwamm in der Hand. Drückst du einen nassen Schwamm aus, wird das Wasser rausgedrückt. Lässt du los, zieht sich der Schwamm wieder mit Wasser voll. So ist es auch mit der Lunge.

Lässt die umliegende Muskulatur locker (Zwerchfell, Zwischenrippen-Muskulatur etc.), senkt sich das Zwerchfell ab, verdrängt die Organe nach vorne (Bauch geht raus) und die Lunge zieht sich mit Sauerstoff voll.

Positiver Nebeneffekt: der Kehlkopf, der auf der Luftröhre aufsitzt, wird mit nach unten gezogen. Der komplette Rachenbereich wird also weiter und entspannter.

Die Aufhänge-Muskulatur vom Kehlkopf und das Zwerchfell sind Gegenspieler – sie kommen sich nie näher. Senkt sich also das Zwerchfell ab, folgt der Kehlkopf und umgekehrt.

Zusammenfassung:
– Bauch locker lassen
– Zwerchfell senkt sich ab und gibt der Lunge Platz
– Kehlkopf senkt sich mit ab – Weite im Hals
Merksatz: Atmen ist Urlaub, also entspann dich.

Soweit zur Einatmung. Und jetzt?
Jetzt brauchen wir wieder Luft zur Tonerzeugung.
Viele drücken die Luft beim singen regelrecht raus (drücken teils sogar den Bauch nach innen) und klagen dann über Heiserkeit, fehlende Luft am Zeilenende und fehlende Lockerheit.

Stell dir vor, die Lunge wäre eine Plastikflasche voller Wasser.
Drückst du die Flasche unten zusammen, will das Wasser durch die Öffnung wieder raus. Da ist allerdings der Deckel im Weg.
In unserem Fall ist es kein Deckel, sondern die Stimmlippen, die die ganze Luft zurückzuhalten müssen.
Ergebnis: trockene Stimmlippen, Heiserkeit, räuspern, …

Der Trick ist es, den Überdruck, den wir nach der Einatmung in der Lunge haben, zu halten (nicht mit Luft anhalten zu verwechseln!).
Atme während dem singen in der Vorstellung weiter ein (als würde die Flasche aufgeblasen).
Dadurch wird nur so viel Luft an die Stimmlippen gegeben, wie du zur Tonproduktion benötigst.

Übungen und weitere Tricks erhältst du auf Wunsch gerne im Unterricht.
Interessiert? Vereinbare gleich deine Probestunde unter info@stimmfabrik-andernach.de.

 

Recommended Posts
26693637_ml