Bühnen-Knigge: Tipps für den Soundcheck
Ein guter Bühnensound ist Gold wert und die beste Voraussetzung für ein gelungenes Konzert. Wenn du dich beim Singen gut hörst und der Sound insgesamt rund ist, hast du automatisch mehr Spaß und deine Performance wird besser sein. Der Weg dahin ist keine Magie, sondern folgt einfachen Regeln.
1) Reihenfolge beim Soundcheck:
Der Tontechniker gibt die Reihenfolgt vor. Ganz klassisch beginnt der Check in der Regel mit den Drums, gefolgt von Bass und Harmonieinstrumenten (Gitarre und Tasten). Der Gesang kommt fast immer zuletzt. Was macht ihr, bis ihr dran seid? Ganz einfach: Ihr wartet, bis ihr aufgefordert werdet – d.h. keine Bandmitglieder ablenken und auch nicht mitsingen. Das gilt übrigens auch für die anderen Bandmitglieder – nicht nur für Sänger.
2) „Sing einfach mal“
Diesen Satz hat wohl jeder beim Soundcheck schonmal gehört. Das hat den Hintergrund, dass der Techniker erstmal einen Eindruck von deiner Stimme bekommen möchte. Wenn der allgemeine Gesangsteil beendet ist, solltet ihr mit Ankündigung verschiedene Dinge anbieten: leise, laut, extreme Effekte und Gesangssounds. Das berühmte „Eins, eins, eins, Test, Test, Test“ könnt ihr euch sparen. 😉 Sing so, wie du es auch später beim Auftritt machen wirst.
3) Mikrotechnik
Übt Mikrotechnik! Denn das kann einen Tontechniker durchaus ins Schwitzen bringen. Wenn du jedoch Kontrolle über deine Stimme hast und weißt, wie du den Abstand zum Mikrofon kontrollieren kannst, dann können auch eure leisen Stellen (nah am Mikro) lauter gemacht werden. Wenn ihr nicht wisst wie das geht, sprecht mich gerne an.
4) Sound zum wohlfühlen
Es ist ungemein wichtig, dass du dich mit dem Sound wohlfühlst und dich gut hörst. Lautstärketechnisch ist der Gesang oft das schwächste Glied. Wenn dein Gesang nicht mehr lauter gemacht werden kann, fragt nach der Meinung des Soundmenschen – ggf. können einzelne Instrumente auf der Bühne leiser übertragen werden. Checkt dabei auch, ob der Gitarren- beziehungsweise Bassamp ungünstig genau auf euch gerichtet ist. Solltest du dich dennoch unwohl damit fühlen, kann ich dir den Einsatz von InEar-Systemen empfehlen. So kann der Tontechniker dir deinen ganz eigenen Wohlfühl-Sound zaubern, den du direkt ins Ohr bekommst. Vielen hilft es, wenn etwas „Wohlfühlhall“ auf der Stimme liegt – das hilft, der Stimme Raum zu geben. Am besten nur so viel, dass du den Hall eher spürst als ihn wirklich zu hören.
5) das richtige Mikrofon
Ich weiß nicht, wie oft ich schon nach „dem besten Mikrofon“ gefragt worden bin. Und ich antworte immer das Gleiche: Dieses Mikro gibt es nicht – jede Stimme ist individuell und jeder fühlt sich mit einem anderen Mikrofon wohl. Das teuerste muss daher nicht unbedingt das Beste sein. Deswegen (und auch aus hygienischer Sicht) ist es gut, sein eigenes Mikro mitzubringen. Trotzdem gibt es in Location klangliche Gegebenheiten die es sinnvoll machen, ein anderes Mikrofon auszuprobieren. Lehnt das nicht direkt ab, sondern probiert es aus und fragt doch mal interessiert nach den Gründen. Wenn ihr noch auf der Suche nach einem eigenen Mikrofon seid, lohnt sich auch jeden Fall die Fahrt ins Fachgeschäft, wo ich die Mikros testen und die Unterschiede direkt vor Ort erkennen könnt.
6) der richtige Umgang mit dem Mikro
Folgende Dinge gilt es zu beachten, um keine Feedbacks zu verursachen:
– halte das Mikro ohne große Bewegungen vor den Mund – aber nicht direkt daran. Die Kapsel zeigt am Besten leicht nach oben.
– Damit du dich ruhigen Gewissens frei auf der Bühne bewegen kannst macht es Sinn, beim Soundcheck die Feedbackzonen zu prüfen. Gehe dafür vorsichtig mit dem Mikro überall hin und es auch mal vor dem Monitor hin und her. Ein guter Tontechniker wird die störenden Frequenzen erkennen und rausfiltern, sodass es keine Rückkopplungen mehr geben wird.
7) Wünsche zum Bühnensound
Nach dem Einzelsoundcheck wird der erste gemeinsame Song angespielt (und nicht durchgespielt!) und alle Bandmitglieder merken, was für sie noch nicht ideal ist. Redet nach Abbruch des Songs nicht sofort alle durcheinander, sondern äußert eure Wünsche einzeln und nacheinander. Ein Bandmitglied fängt an und alle anderen warten bis sie an die Reihe kommen. Der Song wird wieder angespielt und das Bandmitglied, welches gerade dran ist, checkt, ob es eine Verbesserung gab. So geht es hin und her und mit Disziplin werden Stück für Stück die Soundprobleme behoben.
8) Soundprobleme mit eigenen Worten beschreiben
Hab keine Angst davor den Monitorsound mit deinen eigenen Worten zu beschreiben. Sätze wie „der Sound klingt wie durch eine Dose und eng“ = zu viele Mitten, oder „unten rum klingt es ganz dünn“ = zu wenig Bass, sind ok und können vom Profi verstanden werden. Wenn ihr keine gemeinsame Sprache findet, bitte die Soundperson zu dir auf die Bühne zu kommen und einmal selbst zu hören.
9) Etikette
Eine gute Kinderstube im Umgang mit den fremden Menschen ist das A und O für das gute Gelingen eines Soundchecks und später auch des Auftritts. Denk immer daran: ihr seid von den Soundleuten abhängig. Ein genervter Techniker wird sich unter Umständen nicht bemühen, euch einen guten Sound zu geben. Bleibt höflich und habt einen respektvollen Umgangston. Auch in schwierigen Momenten.
An die Stelle mal ein großes Lob an alle Sound-Zauberer da draußen – schön, dass es euch gibt!